Welcher ist der beste CCR Rebreather?
Sage einem Freizeittaucher oder sogar einem technischen Taucher, dass du Rebreather tauchst und eine der ersten Fragen ist, welchen Rebreather du gekauft hast. Und dann kommt die große Frage: „Welcher ist der beste CCR-Rebreather?“ Eine berechtigte Frage, und hier ist der Versuch einer Antwort.
Tl;dr – ich liebe meinen Kiss Sidewinder noch immer. Hier geht’s zu mehr Information.
Lasst uns zunächst einen genaueren Blick auf die Frage werfen: Nach dem besten Rebreather zu fragen ist zu einfach. Meiner Meinung nach sollte die Frage lauten: „Welches ist der beste Rebreather für mich im Moment?“ oder so etwas wie „Was ist der beste Rebreather für das Tauchen, das ich machen möchte?“ Diese Fragen sind hilfreicher, wenn es darum geht, den besten Rebreather fuer dich zu finden.
Warum schreibe ich überhaupt darüber? Erstens wird mir ziemlich regelmäßig die Frage gestellt, wenn Leute mich mit dem Sidewinder sehen: „Ist es also wirklich der beste Rebreather?“
Zweitens ist mir vor kurzem klar geworden, dass ich in einem Wort zusammenfassen kann, warum mir das Tauchen mit diesem Rebreather so viel Spaß macht: VIELSEITIGKEIT. So einfach ist das, aber es wurde mir erst klar, als ich Bilder vom einem Safety Diving-Job vor zwei jahren gesehen habe.
Lange, flache Tauchgänge
Vor zwei Jahren war ich Sicherheitstaucher für ein National Geographic/Disney-Kamerateam. (Das fertige Produkt heisst ‚Secrets of the Octopus‘ und kann jetzt ueber Hulu und Disney+ gestreamt werden.
Die Anforderungen waren auf den ersten Blick relativ unkompliziert: erstelle mit dem Dive Supervisor Tauchgangspläne fuer die Kamera-Crew und ueberwache die Kameraleute dann unter Wasser. Dazu Troubleshooting und generelle Hilfestellung vor und nach den Tauchgängen. Klingt einfach genug, nicht wahr?
In Wirklichkeit bedeutete dies, den Rebreather mit ausreichend Bailoutgas und Atemreglern zu konfigurieren, um unter Umstaenden drei Personen zu helfen: zwei Kameraleuten und mir. Das Konzept des Sidewinders, der als Rebreather quasi auf einem Sidemount-Setup sitzt, machte dies einfach. Das leichte und komfortable Gerät half bei Tauchgängen, die routinemäßig bis zu 4 Stunden dauerten, wenn auch in sehr flachem Wasser.
Wenn man taeglich so lange taucht, fühlt sich jedes Gerät schnell schwer und unhandlich an, was schließlich zu Rückenschmerzen führt. Dank seiner leichten Bauweise und der (fast) endlosen Konfigurierbarkeit war der Sidewinder hervorragend fuer diesen Job.
Einfache Wartung
Der oben genannte Job erforderte auch einen Rebreather, der ueber fuenf Wochen lang Tag für Tag an einem abgelegenen Ort zuverlässig und mit minimalen Störungen funktioniert. Wer lange genug taucht, weiss, dass alles kaputt geht. Es ist nur eine Frage, wann das passiert. Vielleicht müssen wir also unsere Erwartungen von „zuverlässig arbeiten“ auf „einfach zu warten“ ändern.
Für mich ist der einfache Aufbau dieses Rebreathers ein weiterer großer Vorteil. Gab es während dieser Tauchwochen Probleme? Die ehrliche Antwort lautet: „Keine, die wirklich erwähnenswert sind.“ Es gab ein paar kleine Lecks, die durch Salz und Sand verursacht wurden und leicht gereinigt werden konnten. Bei einigen Anschlüssen waren außerdem neue O-Ringe und eine leichte Reinigung erforderlich. Nichts dauerte länger als fünf oder zehn Minuten, und keines dieser „Probleme“ verzögerte die Tauchgänge. Für mich ist das ein enormer Vorteil für ein Kreislaufgerät, das ich möglicherweise in Gebieten verwende, in denen es keinen schnellen Zugang zu umfangreichen Servicezentren gibt.
Tauchen vom Strand aus
Strandeinstiege können eine Herausforderung sein, insbesondere über Felsen und unebenen oder rutschigen Untergrund. Auf Gozo trifft diese Beschreibung bis zu einem gewissen Grad auf die meisten Tauchplätze zu. Auf Bali muss man an einigen der beliebtesten Tauchplätze über (mehr oder weniger) rollende Felsen ins Wasser gehen.
Jedes dieser Szenarios wird durch etwas Schweres auf dem Rücken nur noch weiter erschwert. Dank seines Designs wiegt der Sidewinder kaum mehr als deine Standard-Sidemount-Ausrüstung plus einen kleinen Sauerstofftank.
Ja, du musst deine Diluent- und Bailout-Tanks immer noch ins Wasser und wieder heraus tragen, aber das Ein- und Aussteigen mit deinem Rebreather wird einfacher.
Höhlentauchgänge
Vielleicht hast du ja schon Fotos vom Sidewinder in Aktion in Höhlen gesehen. Muss ich wirklich noch mehr sagen? Ich persönlich hatte das Glück, meinen Sidewinder in Süd-Sulawesi dank Robin Cuesta von Sulawesi Dive Trek und in Mexiko dank Protec Dive Centers zu tauchen.
Das Gleichgewicht und der Tauchkomfort, selbst in sehr flachem Wasser, machten die Tauchgänge noch angenehmer. Ein Teil davon ist darauf zurückzuführen, dass sich die Gegenlunge auf dem Rücken befindet, nahe an der eigenen Lunge des Tauchers.
Der andere wichtige Faktor ist der relativ kleine ungenutzte Luftraum im Vergleich zu anderen Kreislaufgeräten. Das macht das Tauchen mit dem Sidewinder in flachen Höhlen leichter.
Tiefe Tauchgänge
Ist der Sidewinder ein guter Rebreather für tiefe Tauchgänge? Bisher habe ich das Gerät sowohl in Indonesien als auch auf Malta über 70 m getaucht. Es hat den Strapazen des Dekompressionstauchens gut standgehalten. Ohne Anpassungen ist das Gerät aufgrund des Sauerstoff-Orifice auf 90 m begrenzt, es gibt jedoch zahlreiche Optionen, um ihn für tiefere Tauchgänge vorzubereiten (ein anderes Thema für einen anderen Tag).
Bei tieferen CCR-Tauchgängen besteht eine der größten Herausforderungen und potenziellen Einschränkungen darin, genügend Bailoutgas mitzuführen. Was braucht es also, um 4 oder 5 Bailouttanks mitzubringen? Die Antwort ist einfach: um den Sidewinder mit so vielen Bailouttanks sicher tauchen zu können, solltest du erfahrener technischer Sidemount-Taucher sein, bevor du dich auf den Weg in größere Tiefen machst.
Tieftauchen vom Strand
Vorausgesetzt, du bist mit deiner technischen Sidemount-Konfiguration zufrieden, dann mustt du lediglich ueber die Einstiegs- und Ausstiegslogisik mit deinem Bailouttanks nachdenken. Das unterscheidet sich beim Sidewinder nicht vom Tauchen mit anderen Rebreathern, und die Lösung hängt meist von deinem Tauchplatz ab.
Tieftauchen vom Boot aus
Einige Taucher glauben, dass man von einem Boot aus nicht Sidemount tauchen kann. Ich bin anderer Meinung. Von den meisten Booten aus kannst du Sidemount- und technische Sidemount-Tauchgänge machen. Wie das am besten geht, hängt vom Boot ab und der Art und Weise, wie du ins Wasser einsteigst.
Ich persönlich bevorzuge es, meine Bailouttanks im Wasser zu befestigen statt auf dem Boot, wenn der Wellengang nicht zu stark ist. Bei einigen größeren Tauchgängen auf Malta ist das jedoch nicht möglich, und du musst dich auf dem Boot fertigmachen und zum Ausgang watscheln.
In dem Fall ist es Zeit, eine Strategie zu entwickeln.
• Kannst du dir einen Platz in der Nähe des Ausgangs sichern? Nimm ihn!
• Kannst du deine Bailouttanks unter deinem Sitz aufbewahren und sie selbst anziehen? Die Crew wird es zu schätzen wissen.
• Brauchst du Hilfe? Frage einfach danach, am besten nicht in letzter Minute. Sag‘ der Crew genau, was du brauchst, und die meisten helfen dir gern.
• Wie lange brauchst du? Sei realistisch und beginne früh genug. Erarbeite dir eine Routine fuer Boottauchgaenge – je geübter du bist, desto einfacher und schneller geht es.
Wurde der Sidewinder zum Tauchen von Booten aus hergestellt? Nein, aber das bedeutet nicht, dass es nicht gut gemacht werden kann.
Und zum Schluss
Welcher ist der beste CCR-Rebreather?
Mittlerweile wisst ihr hoffentlich, dass es sich hier größtenteils um eine rhetorische Frage handelt. Wenn du eine Antwort suchst: der beste CCR-Rebreather ist einer, der fuer die meisten deiner Tauchgaenge funktioniert. In meinem Fall umfasste das Sicherheitstauchen, Höhlentauchen, Bootstauchen, Strandtauchen, Tieftauchen, Flachtauchen, warmes und kaelteres Wasser. Der Sidewinder hat bei allen gut funktioniert und ich hoffe auf viele weitere Abenteuer.
Ist das der beste Rebreather für dich? Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden. Weitere Informationen zum Training findest du auf kisssidewinder.pro.
Yvonne Press
TDI Instructor Trainer